Zusammenfassung: Layered Process Audits (LPAs) sind ein bewährtes Instrument, um die Einhaltung von Prozessstandards in Unternehmen effektiv zu kontrollieren. Regelmäßige, interne Audits ermöglichen es, Abweichungen und Fehler im Produktionsprozess frühzeitig zu erkennen und zu beheben, was die Prozessqualität nachweislich um bis zu 30 % steigert. (1) Die systematische Durchführung mehrstufiger Prozessaudits deckt Schwachstellen gezielt auf und sorgt für langfristige Qualitätssicherung. LPAs haben sich als wesentlicher Faktor im Qualitätsmanagement erwiesen und machen den Einsatz externer Auditoren überflüssig.
(1) Layered Process Audits: Driving Quality Improvement“ – Quality Magazine, 2023
Definition Layered Process Audit
Ein Layered Process Audit (LPA) ist ein im Qualitätsmanagement verbreitetes Verfahren, das insbesondere in der Automobilindustrie Anwendung findet. Die Audit-Methode dient der konsequenten Einhaltung von Prozessstandards und Qualitätssicherung. Im Gegensatz zu traditionellen Produktprüfungen fokussiert sich das LPA auf den Herstellungsprozess selbst, der auf verschiedenen Hierarchieebenen (Layer) geprüft wird. Diese Hierarchien erstrecken sich von der operativen Mitarbeiterebene bis zur oberen Führungsebene. Der Begriff „Layered“ (zu Deutsch: geschichtet) verdeutlicht die Einbindung unterschiedlicher Managementebenen in das Audit. Durch regelmäßige und strukturierte Überprüfungen wird die Einhaltung von Prozessstandards sichergestellt, was die Produktionssicherheit gewährleistet. LPA-Audits beinhalten spezifische Überprüfungen anhand von Checklisten, die durch direkte Audits und Gespräche vor Ort sicherstellen, dass kritische Arbeitsschritte, die maßgeblich zur Produktqualität und zur Einhaltung von Prozessvorgaben beitragen, konsistent und zuverlässig ausgeführt werden.
Historie des Layered Process Audits (LPA)
Die Entwicklung des Layered Process Audits (LPA) geht auf die frühen 2000er Jahre zurück, als Toyota und DaimlerChrysler diese Methode parallel entwickelten. Ursprünglich wurde LPA in einem Getriebewerk von DaimlerChrysler in Kokomo, Indiana, sowie in einem Werk von Toyota in West Virginia eingeführt. Seitdem hat sich LPA zu einem zentralen Bestandteil moderner Qualitätsmanagementsysteme entwickelt. Heute verlangen viele Automobilhersteller, darunter General Motors, die Anwendung von LPAs, um sicherzustellen, dass Zulieferer durchgehend hohe Qualitätsstandards erfüllen.


Durchführung von LPA Audits
Mehrstufige Prozess-Audits (LPAs) bieten eine effektive Methode zur Qualitätssicherung durch die regelmäßige Überprüfung kritischer Prozesse in einem Unternehmen. Die erfolgreiche Durchführung von LPAs erfordert einen systematischen Ansatz, der sorgfältige Planung, präzise Ausführung und gründliche Analyse umfasst. Nachfolgend wird ein strukturierter Ablauf für die Durchführung von LPAs dargestellt:
Schritt 1: Identifikation kritischer Prozesse
Ermitteln Sie die Prozesse, die einen entscheidenden Einfluss auf die Produktqualität und die Kundenzufriedenheit haben. Je nach Branche können diese Prozesse variieren, häufig betreffen sie jedoch Bereiche wie Montage, Tests, Verpackung und Versand.
Schritt 2: Entwicklung von Audit-Checklisten
Erstellen Sie umfassende Audit-Checklisten, die alle relevanten Kriterien zur Bewertung der Prozesskonformität und Leistungsindikatoren abdecken. Es ist wichtig, Fachexperten und erfahrene Mitarbeiter in die Erstellung dieser Checklisten einzubeziehen, um deren Relevanz sicherzustellen. Die Checklisten sollten klar, präzise und verständlich formuliert sein.
Schritt 3: Schulung der Audit-Teams
Schulen Sie die Teams im gesamten Audit-Prozess, insbesondere in der Anwendung der Checklisten und der Datenerfassung. Eine effektive Schulung ist entscheidend für die erfolgreiche Durchführung von LPAs.
Schritt 4: Planung und Durchführung der Audits
Erstellen Sie einen Audit-Zeitplan, der die Kritikalität der Prozesse und die geschäftlichen Anforderungen berücksichtigt. Audits sollten gemäß den entwickelten Checklisten durchgeführt werden, wobei die Daten sorgfältig erfasst und Nichtkonformitäten dokumentiert werden.
Schritt 5: Analyse der Audit-Ergebnisse
Nach Abschluss der Audits ist eine gründliche Analyse der Ergebnisse erforderlich. Diese Analyse umfasst die Überprüfung der Daten, das Erkennen von Trends und die Identifizierung von Abweichungen. Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke in die Prozessleistung und mögliche Verbesserungsbereiche.
Schritt 6: Implementierung von Korrekturmaßnahmen
Auf Grundlage der Auditergebnisse sollten umgehend Korrekturmaßnahmen zur Behebung festgestellter Mängel eingeleitet werden. Die Verantwortlichkeiten und der Zeitrahmen für die Umsetzung sollten klar definiert sein.
Schritt 7: Überwachung und kontinuierliche Verbesserung
Es ist essenziell, die Effektivität des LPA-Prozesses kontinuierlich zu überwachen und zu bewerten. Regelmäßige Anpassungen der Audit-Checklisten und -Abläufe sowie die Einbeziehung von Feedback helfen, den Prozess stetig zu verbessern und an sich ändernde geschäftliche Anforderungen anzupassen.
Implementierung von Layered Process Audits
1. Bestimmung der Audit-Frequenz und des Umfangs
Um LPAs effektiv zu implementieren, müssen Unternehmen eine geeignete Audit-Frequenz und den passenden Umfang festlegen. Hochrisikoprozesse erfordern häufigere Audits, während Prozesse mit geringem Risiko weniger intensiv überwacht werden müssen.
2. Definition der Audit-Teams und Zuständigkeiten
Der Erfolg von LPAs hängt von gut strukturierten und kompetenten Audit-Teams ab. Unternehmen sollten klare Rollen und Verantwortlichkeiten festlegen und sicherstellen, dass die Teams fundiertes Wissen zu den Prozessen und Qualitätsstandards haben.
3. Systematische Durchführung und Datenerhebung
Bei den Audits sollten Prozesse methodisch auf jeder Ebene bewertet und detaillierte Daten erfasst werden. Diese Daten ermöglichen es, Leistungsmuster zu erkennen und Schwachstellen sowie Verbesserungspotenziale frühzeitig zu identifizieren.
Die LPA-Checkliste
Eine strukturierte Checkliste ist ein zentraler Bestandteil von LPAs, die zur Bewertung der Prozesskonformität und zur Identifizierung von Abweichungen genutzt wird. Sie enthält kritische Prozessschritte, Leistungsindikatoren und spezifische Qualitätsanforderungen. Die Grundlage dafür bilden Prozessvorgaben, Verfahrens- und Arbeitsanweisungen sowie die Erfahrungen der Mitarbeiter und Führungskräfte. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, sollten die Fragen der Checkliste als Ja-Nein-Fragen formuliert und auf eine Seite beschränkt sein.
Vorteile von Layered Process Audits
Layered Process Audits (LPA) bieten zahlreiche Vorteile für die Qualitätssicherung:
1. Erhöhte Produktqualität
Mehrstufige Prozess-Audits ermöglichen es, potenzielle Mängel und Fehler im Produktionsprozess frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Korrekturmaßnahmen zu ergreifen, wodurch das Risiko fehlerhafter Produkte auf dem Markt minimiert wird. LPAs fördern zudem eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung
2. Gesteigerte Kundenzufriedenheit
Durch die rechtzeitige Erkennung und Behebung von Qualitätsproblemen vor Auslieferung der Produkte wird die Kundenzufriedenheit gestärkt.
3. Erkennung von Prozessabweichungen
LPAs identifizieren präzise Schwachstellen im Produktionsprozess und tragen zur Einhaltung von Prozessanforderungen bei.
4. Vermeidung von Mängeln und Fehlern
Durch die frühzeitige Erkennung von Risiken können Unternehmen Ausschuss, Nacharbeit und Garantieansprüche minimieren, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führt.
Best Practices für LPAs
Die Implementierung von Layered Process Audits (LPAs) erfordert eine gut durchdachte Strategie. Dazu gehören die Festlegung eines klaren Audit-Plans und -Zeitplans, eine regelmäßige Überprüfung der Auditergebnisse und die Durchführung notwendiger Maßnahmen zur Verbesserung. Ein systematischer Ansatz ist entscheidend, um den vollen Nutzen von LPAs zu realisieren und eine gleichbleibend hohe Qualität sicherzustellen.
Schulung und Weiterentwicklung der Auditoren
Unternehmen sollten in gezielte Schulungsprogramme investieren, um das Fachwissen der Auditoren hinsichtlich Prozesse, Qualitätsstandards und Audittechniken zu vertiefen. Regelmäßige Weiterbildungen halten die Auditoren auf dem neuesten Stand der Branchenpraktiken, was ihnen ermöglicht, fundierte und präzise Audits durchzuführen. Eine gut geschulte Auditorschaft trägt maßgeblich zur Effektivität und Aussagekraft der Audits bei.
Standardisierung von Audit-Verfahren
Die Standardisierung von Audit-Prozessen ist unerlässlich, um vergleichbare und zuverlässige Ergebnisse zu erzielen. Hierbei ist es wichtig, klare Richtlinien für die Durchführung von Audits festzulegen, den Ablauf zu dokumentieren und einheitliche Berichtsformate zu definieren. Standardisierung reduziert Unklarheiten und stellt sicher, dass die Audits systematisch und konsistent durchgeführt werden, was zu verlässlichen Daten für die Entscheidungsfindung führt.
Transparenz und offene Kommunikation
Auditoren sollten in der Lage sein, ihre Ergebnisse offen zu kommunizieren, Bedenken zu äußern und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Das Management spielt hier eine zentrale Rolle, indem es ein Umfeld schafft, das konstruktives Feedback und eine wertschätzende Zusammenarbeit fördert.
Nutzung digitaler Tools zur Datenverwaltung
Die Integration von Softwarelösungen kann die Verwaltung von Daten in mehrstufigen Prozess-Audits erheblich vereinfachen. Digitale Werkzeuge unterstützen die Planung, Durchführung und Analyse von Audits und bieten in Echtzeit Einblicke in die Ergebnisse. Dies erleichtert das Erkennen von Mustern und Trends und unterstützt die Entscheidungsfindung.
Herausforderungen und Lösungen
Überwindung von Widerständen
Die Einführung von LPAs kann auf Widerstände stoßen, insbesondere bei Mitarbeitern, die an traditionelle Methoden der Qualitätskontrolle gewöhnt sind. Um Akzeptanz zu fördern, ist es entscheidend, den Mehrwert und die Bedeutung der LPAs klar zu kommunizieren. Eine aktive Einbindung der Mitarbeiter, gezielte Schulungen und die Präsentation erfolgreicher Ergebnisse können helfen, Vorbehalte abzubauen und die Implementierung neuer Methoden zu erleichtern.
Bewältigung von Ressourcenkonflikten
Ressourcenkonflikte können auftreten, wenn LPAs mit anderen Projekten wie laufenden Produktionsprozessen oder Qualitätsverbesserungsinitiativen um begrenzte Ressourcen (Budget, Personal, Material) konkurrieren. Eine Priorisierung der Prozesse, der Einsatz automatisierter Systeme und eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit können dazu beitragen, die Effizienz von Audits und Datenmanagement zu erhöhen und die Umsetzung reibungslos zu gestalten.
Stetige Verbesserung und Anpassung
LPAs sind kein einmaliges Projekt, sondern erfordern eine fortlaufende Überprüfung und Anpassung. Regelmäßige Aktualisierungen der Audits, Checklisten und Schulungsprogramme sind notwendig, um den sich ändernden Anforderungen der Branche gerecht zu werden. Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung stellt sicher, dass LPAs auch langfristig effektiv bleiben und einen nachhaltigen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten.
Bilder:
Adobe Stock – Copyright-Hinweis: © Ratirath – stock.adobe.com