Zusammenfassung: In einer dynamischen Produktionsumgebung ist die Fähigkeit, Nachfrage und Produktion miteinander in Einklang zu bringen, entscheidend für den Erfolg. Eine Methode, die hierbei hilft, ist Heijunka; eine Technik zur Produktionsgleichmäßigkeit, die ursprünglich aus der Lean-Philosophie stammt und beabsichtigt, Schwankungen in der Produktion zu minimieren. In diesem Blogpost erklären wir, was Heijunka ist, wie es funktioniert und wie Sie es in Ihrer Produktion effektiv einsetzen können.

Was ist Heijunka?

Heijunka (平準化) bedeutet auf Japanisch „Ausgleich“. Diese Definition bezieht sich auf die zentrale Philosophie des Heijunka: die Produktion auszugleichen. Harmonisierter Produktionsfluss bedeutet, dass das Produktionsvolumen eines Werks auf einem Durchschnittswert basieren sollte, der auf den bisherigen Kundenanforderungen beruht, um Produktionsspitzen und -täler zu vermeiden. Eine Spitze bezeichnet eine Zeit, in der das Produktionsvolumen deutlich höher als üblich ist, während ein Tal eine Zeit ist, in der die Produktion weit unter dem üblichen Volumen liegt.

Warum ist die Nivellierung der Produktion wichtig?

In Fertigungsunternehmen gibt es oft Schwankungen in der Nachfrage nach Produkten, die dazu führen, dass Unternehmen entweder überlastet oder unterfordert sind. Überproduktion führt zu unnötigen Lagerbeständen, die Ressourcen binden, während Unterproduktion zu verpassten Verkaufschancen und unzufriedenen Kunden führen kann. Heijunka hilft dabei, eine Balance zu finden, indem es die Produktionskapazitäten so steuert, dass die Nachfrage konstant erfüllt wird, ohne dabei unnötige Kosten und Verrschwendung (Muda) zu verursachen. Zudem bietet Heijunka die Möglichkeit, die Effizienz der Fertigung zu steigern. Erfolgt die Produktion gleichmäßig, können Maschinen und Arbeitskräfte fortwährend ausgelastet werden, wodurch Leerlaufzeiten reduziert und Kosten gesenkt werden. Das Konzept ist insbesondere bei komplexen, mehrstufigen Produktionsprozessen von großer Bedeutung.

Das Pull-Prinzip: Grundlage für eine effiziente Produktionssteuerung

Für die erfolgreiche Umsetzung von Heijunka in der Fertigung ist das Pull-Prinzip entscheidend. Dabei wird die Produktion nur auf Basis der tatsächlichen Kundennachfrage gesteuert. Durch die Analyse von Verkaufszahlen, Markttrends und historischen Daten lassen sich präzise Produktionsprognosen erstellen. Diese genaue Anpassung an die Nachfrage gewährleistet eine effiziente Produktion, die flexibel auf Veränderungen reagieren kann und gleichzeitig Lagerbestände und Überproduktion vermeidet – ganz nach dem Just-in-Time-Prinzip.

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Ursprünge der Methode Heijunka

Die Ursprünge der Lean-Methode Heijunka finden sich, wie viele andere wichtige Lean-Prinzipien, in den Ideen von Toyota. Taiichi Ōhno, ein Ingenieur bei Toyota, besuchte 1956 die USA und studierte dort die Produktionsmethoden der amerikanischen Unternehmen. Was ihm besonders auffiel, war das Konzept der Supermärkte, bei denen Kunden die Produkte nach Bedarf nehmen und die Regale danach wieder aufgefüllt werden. Diese einfache, aber effektive Idee regte ihn dazu an, das Toyota Produktionssystem (TPS) weiterzuentwickeln. Ein wichtiger Bestandteil dieses Systems ist Heijunka, das eine gleichmäßige Produktion ermöglicht und gleichzeitig Überproduktion vermeidet. Durch die Implementierung dieser Methode konnte Toyota die Effizienz in der Fertigung erheblich steigern, was einen wesentlichen Beitrag zu seinem Erfolg und seiner Marktführerschaft als einer der weltweit größten Automobilhersteller leistete.

Wie funktioniert Heijunka?

Heijunka basiert auf der Idee, die Produktion in regelmäßigen Abständen zu nivellieren, sodass die Fertigungskapazität effizient genutzt wird. Hierfür gibt es verschiedene Methoden, die nach den jeweiligen Anforderungen eines Unternehmens angepasst werden.

1. Nivellierung der Produktionsmengen

Ein grundlegendes Konzept von Heijunka ist es, Produktionsmengen zu nivellieren, um eine gleichmäßige Auslastung der Ressourcen zu gewährleisten. Das bedeutet, dass an jedem Tag eine ähnliche Anzahl von Produkten in einer vorher festgelegten Reihenfolge produziert wird. Dabei werden unterschiedliche Produktarten so kombiniert, dass die Gesamtproduktionsmenge ausgeglichen ist.

2. Taktzeit und Produktionsstrategie

Taktzeit ist die Zeit, die benötigt wird, um ein Produkt herzustellen. Durch die Anpassung der Taktzeit können Unternehmen sicherstellen, dass die Produktion in einem konstanten Rhythmus erfolgt. Eine gleichmäßige Taktzeit ermöglicht es, den Produktionsfluss zu stabilisieren und die Fertigung ohne unnötige Wartezeiten oder Produktionsunterbrechungen aufrechtzuerhalten. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Teams und eine stetige Überwachung der Produktionsraten.

3. Flexibilität in der Arbeitsorganisation

Statt feste Produktionslinien zu verwenden, setzen viele Unternehmen auf eine „multi-skilled workforce“ – ein Team von Mitarbeitern, die in der Lage sind, verschiedene Aufgaben innerhalb der Produktionskette zu übernehmen. Diese Arbeitsweise ermöglicht es, die Fertigung schnell anzupassen, wenn es zu unvorhergesehenen Veränderungen kommt, wie z.B. einem plötzlichen Nachfrageanstieg oder einem Maschinenfehler.

Techniken zur Umsetzung von Heijunka

Die effektive Umsetzung von Heijunka kann auf verschiedene Weise erfolgen, abhängig von den Anforderungen und Ressourcen des Unternehmens. Dabei kommen sowohl manuelle als auch digitale Methoden zum Einsatz, um die Produktion gleichmäßig zu steuern.

Heijunka-Box

Eine der bekanntesten Methoden ist die Heijunka-Box, die einen visuellen Plan zur Nivellierung der Produktion über einen bestimmten Zeitraum darstellt. Diese Box zeigt die Produktionsaufträge für verschiedene Zeiträume (täglich oder stündlich) und hilft den Mitarbeitern, die Reihenfolge und Menge der zu produzierenden Einheiten auf einen Blick zu verstehen. Die Heijunka-Box kann sowohl manuell als auch digital verwendet werden und eignet sich besonders in Produktionsumgebungen, die eine hohe Vielfalt an Produkten mit variierenden Fertigungsanforderungen aufweisen.

Kanban-System

Das Kanban-System ist ein weiteres Werkzeug, das in Kombination mit Heijunka verwendet wird. Es basiert auf einem System von Signalen (normalerweise Karten), die anzeigen, wann Material nachbestellt oder Produktionseinheiten bewegt werden müssen. Kanban ermöglicht es, die Produktion in kleineren, gleichmäßigen Chargen zu organisieren, was eine flexiblere Reaktion auf Nachfrageänderungen ermöglicht.

Leveling und Sequencing

Leveling (Nivellierung) und Sequencing (Reihenfolgeplanung) sind zwei wesentliche Konzepte innerhalb von Heijunka, die dafür sorgen, dass Produktionsaufträge gleichmäßig verteilt und in der richtigen Reihenfolge ausgeführt werden. Dies hilft, Produktionsspitzen zu vermeiden und die Ressourcen effizient einzusetzen. Eine durchdachte Reihenfolgeplanung trägt dazu bei, die Produktion so zu steuern, dass sie gleichmäßig und ohne Engpässe über einen bestimmten Zeitraum verläuft.

Integration von Heijunka in bestehende Produktionssysteme

Die Integration der Methode in bestehende Produktionssysteme erfordert eine sorgfältige Planung und schrittweise Implementierung. Zu den wichtigsten Schritten gehören:

1. Analyse der aktuellen Produktionsprozesse

Bevor Heijunka implementiert werden kann, müssen Unternehmen ihre bestehenden Produktionsprozesse gründlich untersuchen. Hierbei werden Schwankungen in der Produktion und Engpässe identifiziert.

2. Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter

Die Methode ist nur dann erfolgreich, wenn alle Mitarbeiter in den Prozess eingebunden werden. Schulungen sind entscheidend, um ein gemeinsames Verständnis für die Ziele und Prinzipien von Heijunka zu schaffen.

3. Anpassung der Produktionsplanung

Die Produktionsplanung muss so angepasst werden, dass sie die gleichmäßige Verteilung der Produktion ermöglicht. Hier hilft die Einführung einer Softwarelösung, die eine bessere Planung und Überwachung der Produktionskapazitäten ermöglicht.

4. Monitoring

Nach der Implementierung sollten Unternehmen den Erfolg regelmäßig überwachen und bei Bedarf Anpassungen vornehmen, um sicherzustellen, dass die Produktion weiterhin gleichmäßig und effizient bleibt.

Wirtschaftliche Vorteile von Heijunka in der Produktion

Die wirtschaftlichen Vorteile der Methode sind vielfältig und betreffen verschiedene Bereiche der Produktion:

  • Reduzierung der Lagerbestände: Durch die gleichmäßige Verteilung der Produktion werden keine übermäßigen Bestände produziert, was zu einer erheblichen Reduzierung der Lagerkosten führt.
  • Geringere Betriebskosten: Da die Produktion effizienter verläuft und weniger Material verschwendet wird, sinken die Betriebskosten. Dies führt zu einer höheren Rentabilität.
  • Schnellere Reaktionszeiten: Unternehmen können schneller auf Änderungen in der Nachfrage reagieren, was zu einer erhöhten Kundenzufriedenheit und flexibleren Marktanpassung führt.
  • Verbesserte Produktqualität: Durch die Vermeidung von Überproduktion und die gleichmäßige Belastung der Produktionslinien wird die Qualität der Produkte verbessert. Fehler und Ausschuss werden reduziert, was zu weniger Nacharbeit führt.

Herausforderungen bei der Einführung von Heijunka

Einige Herausforderungen, die mit der Einführung der Methode verbunden sind:

  • Widerstand gegen Veränderungen: Viele Unternehmen sind an ihre bestehenden Produktionsmethoden gewöhnt und sind daher möglicherweise widerstandsfähig gegenüber Veränderungen.
  • Schwierigkeiten bei der Prognose der Nachfrage: Eine genaue Vorhersage der Nachfrage ist entscheidend für den Erfolg von Heijunka. Ungenaue Prognosen können dazu führen, dass die Produktion nicht optimal ausbalanciert wird.
  • Investitionen in Technologie und Schulungen: Die Implementierung erfordert oft Investitionen in neue Technologien und Schulungen für die Mitarbeiter.

Digitale Lösungen für Heijunka

Neben analogen Werkzeugen wie der Heijunka-Box bieten digitale Lösungen wie firstaudit zusätzliche Unterstützung bei der Umsetzung der Heijunka-Philosophie. Unsere digitalen Arbeitsanweisungen und Checklistenmodule helfen dabei, den Prozess der Produktionsnivellierung zu optimieren und die Effizienz zu steigern.


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