Positive Fehlerkultur: Vom richtigen Umgang mit Fehlern

Die wohl berühmteste Anekdote rund um das Thema positive Fehlerkultur stammt aus dem Hause IBM. Ein junger Mitarbeiter verlor die Kontrolle über ein Projekt und bescherte dem Unternehmen einen Schaden von 600.000 Dollar. Der Mitarbeiter wurde zum Chef Tom Watson zitiert und rechnete fest mit seiner Entlassung. Doch der IBM-Gründer Watson verkündete zu seiner Überraschung: „Ich habe gerade 600.000 Dollar in ihre Weiterbildung investiert. Warum sollte ich sie jetzt entlassen?“

Die Geschichte zeigt einerseits ein hervorragendes Beispiel für eine positive Fehlerkultur in einem Unternehmen. Andererseits unterstreicht es auch, dass es sich dabei keineswegs um ein neues Konzept handelt. Doch trotzdem ist in vielen Unternehmen die Fehlerkultur noch lange nicht etabliert.

Die Grundidee der positiven Fehlerkultur

Menschen machen Fehler. Was klingt wie eine abgedroschene Plattitüde, entspricht trotzdem der Wahrheit. Und Fehler haben vielerorts, und vor allem in der Geschäftswelt, einen schlechten Ruf. Sie kosten Geld, Zeit und Nerven. Die meisten Unternehmen fahren daher vor allem die Strategie der Fehlervermeidung. Fehlerquellen minimieren, Risiken vermeiden und mögliche Konsequenzen vorausahnen lautet die Maxime. Doch im Schatten dieser Fokussierung auf Vermeidung wächst noch etwas anderes heran: die Angst vor Fehlern. Dies führt zu zögerlichen und verzagten Entscheidungsträgern und lässt gleichzeitig Potentiale ungenutzt. Denn aus jedem Fehler können entsprechende Lehren gezogen werden.

„Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht.“
Laurence Johnston Peter, amerikanischer Managementberater

In einer positiven Fehlerkultur werden Fehler daher nicht als Versagen einzelner Personen verstanden. Vielmehr ist das Misslingen dahingehend zu verstehen, dass noch etwas fehlt und entsprechend ergänzt werden muss. Fehler offenbaren also Entwicklungspotential und können somit genutzt werden. Die Etablierung einer solchen veränderten Fehlerkultur kommt jedoch nicht von allein. Sie erfordert ein Umdenken und ist mit einen Mühen verbunden. Wir stellen drei zentrale Regeln für den positiveren Umgang mit Fehlern vor.

Akzeptanz und Toleranz

Niemand ist perfekt und jeder macht Fehler. Daher sind Fehler auch erlaubt. Nur wenn Fehler innerhalb des Unternehmens akzeptiert werden, ist ein offener Umgang mit der Thematik möglich. Um diese Mentalität vorzuleben, sollten vor allem Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Fehler eingestehen. Dazu bedarf es keiner Selbstkasteiung, sondern auch hier reicht ein ehrlicher Umgang, welcher Lernpotential sichtbar werden lässt. Durch diese Offenheit werden Mitarbeiter ermutigt zu eigenen Fehlern zu stehen und eine neue Unternehmenskultur geschaffen.

Ursachen statt Schuldige

„Wer war das?“ – so lautet häufig die erste Frage, wenn ein Problem auftaucht. Doch gerade dieser Gedanke leitet die Diskussion in eine falsche Richtung. Mitarbeiter werden persönlich verantwortlich gemacht und die Schuld sich gegenseitig zugeschoben. Anstatt sich bei der Aufarbeitung auf Personen zu fokussieren, sollten die Ursachen in den Mittelpunkt rücken. Dies trägt zu einer Versachlichung des Problems bei und hilft dabei Lehren für die Zukunft zu ziehen. Verbesserungen von Arbeitsabläufen und Mitarbeitern stehen immer im Mittelpunkt. Daher sieht daher von Strafen für einzelne Personen ab. Mitarbeiter leben also nicht dauerhaft in der Angst vor Sanktionen und können unverkrampft ihre optimale Leistung bringen.

Offener Austausch

Zu einer angstfreien Aufarbeitung von Fehlern gehört auch ein respektvoller Umgang. Die Gespräche sollten immer auf Augenhöhe geführt werden und die Lehren gemeinsam erarbeitet werden. Dies erfordert Empathie und ein Grundverständnis für die Wirkweisen innerhalb einer Gruppe – sowohl vom Vorgesetzten als auch von den Mitarbeitern. Daher ist es wichtig, eine Kultur des fairen Umgangs zu etablieren.

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Text: https://karriereboost.de/karrierecoach/4-regeln-fuer-positive-fehlerkultur-im-team/

https://leanbase.de/publishing/leanmagazin/tipps-fur-eine-positive-fehlerkultur