Zusammenfassung: Die Inbetriebnahme einer Maschine ist weit mehr als ein technischer Schritt – sie entscheidet darüber, ob alles im Betrieb später rund läuft. Gerade bei komplexen Anlagen oder beim Einbinden neuer Komponenten in bestehende Systeme ist es wichtig, von Anfang an alles sauber zu dokumentieren. Dazu gehören auch die oft unterschätzten Vorab-Prüfungen. Eine gute Checkliste hilft, den Überblick zu behalten und kein Detail zu übersehen. In diesem Leitfaden zeigen wir, worauf es ankommt und wie Sie die einzelnen Schritte sinnvoll und nachvollziehbar festhalten.

🏁 Was ist eine Maschinenabnahme – und warum ist sie so entscheidend?

Die Maschinenabnahme ist der Moment, in dem Theorie auf Praxis trifft. Sie entscheidet darüber, ob eine Anlage technisch, rechtlich und operativ für den Betrieb freigegeben werden kann.

Dabei geht es nicht nur um das „Go-Live“, sondern um eine Reihe konkreter Prüfungen:

  • Wurde die Maschine gemäß Spezifikation geliefert?

  • Entspricht sie den geltenden Normen und Richtlinien?

  • Funktionieren alle sicherheitsrelevanten Komponenten?

  • Ist die Dokumentation vollständig – und unterschrieben?

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Maschinenabnahme-Checkliste: Strukturierte Prüfung für Industrieanlagen

Eine gute Maschinenabnahme-Checkliste ist nicht nur ein Formular ; sie ist Ihr Schutzschild. Sie zeigt, dass Sie geprüft haben. Und das nicht nur für interne Zwecke, sondern auch für Behörden, Auditoren oder im Schadensfall.

Hier ein Überblick über die empfohlenen Prüfbereiche:

1. Stammdaten und Grundinformationen

  • Maschinenbezeichnung, Typ, SeriennummerHersteller- und LieferantendatenInstallationsort, geplante NutzungAbnahmedatum, Prüfbeteiligte mit Unterschriften

    Verweise auf Lastenheft, Verträge, technische Spezifikationen

💡 Diese Informationen sind die Basis jeder Nachverfolgbarkeit und häufig Voraussetzung für Gewährleistungsansprüche.

2. Sichtkontrolle und Lieferumfang

  • Vollständigkeit aller Komponenten (inkl. Zubehör, Ersatzteile)Sichtprüfung auf TransportschädenAbgleich mit technischen Zeichnungen und BestelldokumentenVollständigkeit der Unterlagen (z. B. Betriebsanleitungen, CE-Zertifikate)

    💡 Ein frühzeitiger Abgleich verhindert spätere Verzögerungen und Zusatzkosten.

3. Technische Prüfung (Mechanik, Elektrik, Fluidtechnik)

  • Maßhaltigkeit, Leistungsdaten, GewichtPrüfung elektrischer Installationen (z. B. Erdung, Schutzleiter)Dichtheits- und Funktionsprüfung hydraulischer/pneumatischer SystemeSicherheitseinrichtungen: Not-Aus, Schutzgitter, Verriegelungen

    Test der Steuerung und Softwarefunktionen

    💡 Auch vorkonfigurierte Systeme sollten vollständig geprüft werden.

4. Normen & Sicherheitsanforderungen

  • Einhaltung der Maschinenrichtlinie 2006/42/EGVorliegen einer gültigen EG-KonformitätserklärungBerücksichtigung relevanter DIN-, EN- und ISO-NormenDokumentierte Gefährdungsbeurteilung

    Sicherheitskennzeichnung und Typenschilder

    💡 Für viele Konzerne ist dies Voraussetzung für interne Auditfreigaben.

5. Funktionstests und Betriebsprobeläufe

  • Testläufe unter realen LastbedingungenÜberwachung von Temperatur, Geräuschpegel, VibrationAbgleich von Ist- und SollwertenDokumentation technischer Auffälligkeiten

    💡 Nutzen Sie digitale Tools zur Echtzeit-Erfassung und späteren Auswertung.

6. Abnahmeprotokoll und Ergebnisfeststellung

  • Erfassung von Mängeln, Abweichungen und Nachbesserungsbedarf

  • Fotodokumentation kritischer oder fehlerhafter Komponenten

  • Festlegung von Fristen und Verantwortlichkeiten für Korrekturen

  • Abschluss der Abnahme durch rechtsgültige Unterschriften

💡Das Protokoll dient als Nachweis – intern, gegenüber Behörden oder im Streitfall.

7. Nachbereitung & Archivierung

  • Weiterleitung der Dokumentation an relevante Abteilungen (QM, Produktion, EHS)

  • Integration der Maschine ins Wartungs- und Instandhaltungsmanagement

  • Nachverfolgung offener Punkte bis zur vollständigen Erledigung

  • Langzeit-Archivierung aller Unterlagen gemäß Normvorgaben

💡Best Practice: Setzen Sie auf zentrale, digitale Dokumentenarchive – spart Zeit und steigert Transparenz.

Auszug aus der Maschinenabnahme-Checkliste

Prüffeld Kontrollkriterien (OK / Abweichung) Hinweise
Maschinenidentifikation Seriennummer, Typenbezeichnung und Herstellerangaben eindeutig dokumentiert
Lieferstatus Vollständige Anlieferung von Baugruppen, Ersatzteilen und technischer Dokumentation
Äußere Kontrolle Keine sichtbaren Schäden durch Transport, Verpackung oder Montage
Technikprüfung – Elektrische Sicherheit geprüft (z. B. Schutzleiter, Isolation)
– Dichtigkeit und Funktion hydraulischer/pneumatischer Systeme nachgewiesen
Sicherheitseinrichtungen Schutzabdeckungen vorhanden und korrekt montiert
Not-Aus-Schalter getestet und funktionstüchtig
Rechtliche Konformität EG-Konformitätserklärung vorhanden und technisch nachvollziehbar
Funktionsprüfung Maschinenfunktionen unter Betriebsbedingungen erfolgreich getestet
Keine unzulässigen Störungen
Dokumentation Abnahmeunterlagen vollständig inkl. Unterschriften
Ggf. Fotobelege dokumentiert

📥 Eine editierbare Version dieser Tabelle finden Sie in der Seitenleiste.

Verantwortlichkeiten im Abnahmeprozess

In Konzernstrukturen ist häufig unklar, wer welche Abnahmeschritte zu verantworten hat. Gerade bei komplexen Investitionsprojekten kann dies zu Verzögerungen oder Unstimmigkeiten führen.

Empfohlen wird daher, die Verantwortlichkeiten frühzeitig festzulegen:

  • Wer übernimmt die technische Prüfung – intern oder extern?

  • Wer gibt die Abnahme rechtlich frei?

  • Welche Rollen dokumentieren welche Ergebnisse?

💡 Ein RACI-Modell (Responsible – Accountable – Consulted – Informed) kann dabei helfen, Zuständigkeiten nachvollziehbar zu klären.

Abnahmeprotokoll und Nachverfolgung

Ein sauber geführtes Abnahmeprotokoll dokumentiert nicht nur das Ergebnis der Abnahme, sondern auch mögliche Abweichungen und Nachbesserungsbedarf: inklusive Fristen und Verantwortlichkeiten.

Neben Unterschriften sollten folgende Inhalte enthalten sein:

  • Fotodokumentation kritischer Komponenten

  • Verweise auf Normen, Spezifikationen, Gefährdungsbeurteilungen

  • Statusvermerk: „Abnahme unter Vorbehalt“, „Abnahme erfolgt“, „Nachbesserung erforderlich“

📄 Das Protokoll ist intern wie extern ein belastbarer Nachweis.

Maschinenabnahmen als Teil der Auditvorbereitung

In zertifizierten Industrieumgebungen ist die Maschinenabnahme nicht nur technische Routine, sondern ein prüfungsrelevanter Bestandteil interner und externer Audits z.B. im Rahmen von ISO 9001 (Qualitätsmanagement), ISO 14001 (Umwelt) oder ISO 45001 (Arbeitsschutz).

Auditoren erwarten dokumentierte Nachweise darüber,

  • dass Maschinen vor der Inbetriebnahme kontrolliert wurden,

  • welche Kriterien angewendet wurden,

  • ob Abweichungen festgestellt und wie sie bearbeitet wurden,

  • und welche Maßnahmen zur Korrektur eingeleitet wurden.

Gerade im Kontext von Lieferantenaudits großer Konzerne oder bei Zertifizierungsgesprächen mit benannten Stellen kann ein lückenhaftes Abnahmeprotokoll als systemischer Mangel gewertet werden.

💡 Beziehen Sie die Maschinenabnahme aktiv in Ihre Audit-Checklisten ein. Das spart Zeit und stärkt Ihre externe Wahrnehmung.

Abnahmen und Produkthaftung

Maschinenabnahmen haben neben technischer Bedeutung auch eine juristische Relevanz – insbesondere im Hinblick auf das Produkthaftungsgesetz (§ 1 ProdHaftG) und die Betreiberpflichten.

Ein dokumentierter Abnahmeprozess zeigt, dass eine Maschine nicht nur installiert, sondern auch geprüft und für den Einsatz als sicher bewertet wurde.

Das schützt Sie:

  • bei Schadensfällen als Nachweis gegenüber Versicherungen,

  • bei Unfällen gegenüber Behörden,

  • und bei Streitigkeiten mit Lieferanten hinsichtlich Mängelansprüchen.

💡 Wichtig: Die Abnahme sollte formell abgeschlossen und archiviert werden – mit namentlich benannten Prüfern, Unterschriften und eindeutiger Freigabeformulierung.

Noch effektiver: Digitale Maschinenabnahmen durchführen

Gerade in dezentralen Strukturen stoßen Word & Excel-Checklisten schnell an ihre Grenzen. Immer mehr Unternehmen setzen auf digitale Tools, die:

  • Abnahmen mobil und offline ermöglichen

  • Prüfungen automatisch dokumentieren (inkl. Fotos & Unterschriften)

  • Versionierung, Wiederholungen und Normvergleiche erleichtern

💡 Sprechen Sie uns gern an, wenn Sie Ihre Maschinenabnahmen künftig digital abbilden möchten – wir zeigen Ihnen gern Best Practices aus vergleichbaren Konzernprojekten.

Hinweis zur Vorlage

Eine vollständig editierbare Checkliste (inkl. Abnahmeprotokoll) zur internen Verwendung finden Sie im Seitenbereich dieser Seite.

Geeignet für:

  • Interne Qualitätssicherungsprozesse

  • Lieferantenabnahmen

  • Vorbereitung auf ISO- und EHS-Audits

  • CE-konforme Maschinenübergaben

🔒 DSGVO-konform
📄 Praxisbewährt
💼 Konzerngeeignet

Fazit: Mehr Sicherheit, weniger Aufwand – mit System

Eine Maschinenabnahme ist dann erfolgreich, wenn sie nachvollziehbar, vollständig und normkonform dokumentiert wurde – unabhängig davon, ob es sich um einen Einzelarbeitsplatz oder eine vollautomatisierte Linie handelt. Die vorgestellten Prüfbereiche helfen, technische, rechtliche und operative Anforderungen systematisch abzudecken – und machen Ihre Organisation auditfähig, sicher und effizient.


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