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► Fachkräftemangel► Wer hat Angst vor der Digitalisierung?► Entlastung und Unterstützung► Recruiting► Branding► Die Sache mit der Einwanderung► Ausblick
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Eines der drängenden Probleme der deutschen Wirtschaft stellt der Fachkräftemangel dar. Besonders in MINT-Berufen und der Gesundheitsversorgung ist er eine Gefahr für die Geschäftsentwicklung und ein Innovationshemmer. Überall fehlt Fachpersonal, und die Zukunft sieht noch weniger rosig aus. Dabei ist die Belastung schon heute spürbar.

In vielen Betrieben muss die bestehende Belegschaft einspringen: Überstunden, zusätzliche Aufgaben und nicht selten sogar neue Arbeitsbereiche, für die die Mitarbeiter gar nicht ausgebildet sind. Langfristig kann das nicht funktionieren. Denn der Fachkräftemangel wird sich nur verschärfen, selbst mit stetiger Einwanderung wird es immer noch zu wenige Fachkräfte geben.

Eine mögliche Lösung der Problematik gibt es aber – und das schon lange. Doch für Deutschland ist sie immer noch „Neuland“, wie Angela Merkel es formulierte: Die Rede ist von der Digitalisierung.

Wer hat Angst vor der Digitalisierung?

Das Deutschland in Sachen Digitales dem aktuellen Stand seit Jahrzehnten hinterherhinkt, ist bekannt. Mobiler Netzausbau, Schulbildung über digitale MINT-Themen oder digitale Lösungen für die alte Blätter-Bürokratie, all das wurde und wird in Deutschland vernachlässigt. Ein Grund dafür ist, dass immer noch viel zu viel Führungspersonal Angst vor der Digitalisierung hat und lieber auf die Bremse drückt. Frei nach dem Motto: „Das war schon immer so“. Digitalisierung bringe Arbeitsplätze in Gefahr, KI verdränge Menschen oder Computer übernehmen die Kontrolle; Ängste, die vor allem auf Unwissenheit basieren.

Und deutsche Unternehmen sind gerne ängstlich, „German Angst“ schon längst ein international bekannter Begriff für Zurückhaltung und Innovationsfurcht deutscher Unternehmen. Risikoaversion ist ihnen oft wichtiger als Weiterentwicklung. Ironischerweise wirft sie genau das international immer wieder zurück – Risikoaversion wird selbst zum größten Risiko.

Entlastung und Unterstützung

Dabei bietet die Digitalisierung Lösungen für zahlreiche neuzeitliche Probleme, inklusive dem Fachkräftemangel. Digitale Lösungen entlasten Mitarbeiter und vereinfachen den Zugang und die Einarbeitung in neue Arbeitsbereiche. Oft kann Technik, z.B. KIs wie ChatGPT, zeitaufwendige und repetitive Aufgaben übernehmen. Fachkräfte haben dann Zeit für die Aufgaben, für welche ihre ganze Kompetenz benötigt wird. Das entlastet die Mitarbeiter, aber auch das Unternehmen und den Arbeitsmarkt, da der Bedarf an teuren Arbeitskräften sinkt.

Dank Digitalisierung ließen sich also die unbesetzten Lücken füllen – indem bestehende Fachkräfte unterstützt und entlastet würden. Eine Lösung, der weiter die zentralen Entscheidungsträger im Weg stehen. Insbesondere Betriebsräte erweisen sich oft als Entwicklungsbremse – und schaden so langfristig ihrem eigenen Unternehmen.

Ein leerer Stuhl in einem Büro mit Fachkräftemangel

Denn der digitale Wandel ist längst da und findet weiter statt. Wer nicht mitmachen will, verliert. Spätestens, wenn Auftraggeber oder Lieferanten kein Fax mehr akzeptieren und ihre Dokumente unkompliziert per App verschicken. Diese Gefahren sind sehr konkret – und damit deutlich relevanter als die diffuse „German Angst“ vor Veränderungen.

Recruiting in Zeiten des Fachkräftemangels

Wer den Kampf um Fachkräfte verstehen will, muss den Arbeitnehmermarkt verstehen. Und der hat sich in den letzten Jahren durch den demographischen Wandel massiv geändert. Wo die Babyboomer noch um jede Stelle kämpften, besteht kein Überangebot an Arbeitnehmern mehr, sondern an Arbeitgebern. Heute kämpfen Unternehmen um Mitarbeitende – nicht andersherum.

Der Arbeitnehmermarkt stellt Unternehmen vor die Herausforderung, Recruiting (oder klassisch: Arbeitnehmersuche) neu zu denken. Denn die junge Generation findet sich nicht an schwarzen Brettern oder in den Stellenanzeigen der lokalen Tageszeitung, sondern online.

Azubis, Einsteiger und junge Fachkräfte sind auf YouTube, Instagram, TikTok oder LinkedIn unterwegs. Und auch hier stellen sie mittlerweile hohe Ansprüche: Content in diesen Netzwerken muss hochwertig sein, professionell produziert und inhaltlich originell. Digitalisierung spielt also nicht nur am Arbeitsplatz, sondern im Recruiting eine große Rolle. Denn Unternehmen, die soziale Medien nicht nutzen oder nicht verstehen, haben bei jungen Fachkräften schlechte Karten.

Branding

Auch in der Haltung der Arbeitsmarkteinsteiger hat sich einiges geändert. War das Ziel früher ein geregeltes Einkommen und ein stabiles, sicher finanziertes Leben, wünscht sich die heutige junge Generationen Erfüllung im Beruf, einen möglichst angenehmen Arbeitsplatz und Zeit für das Privatleben. Durch die Marktsituation kann sie diese Ansprüche auch geltend machen, unattraktive Unternehmen ohne besondere Angebote fallen schnell raus. Der Fachkräftemangel im einzelnen Unternehmen folgt also auf einen Attraktivitätsmangel als Arbeitgeber.

Dabei geht es nicht (nur) um angenehme Arbeitszeiten, sondern auch darum, einen erfüllenden Beruf bei guter Arbeitsatmosphäre zu haben. Weiterbildung, persönliche Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung stehen dabei auch oben auf der Liste.

Schild mit der Aufschrift 'Fachkräfte gesucht' an einer Fensterscheibe

Deshalb ist Branding für Unternehmen immens wichtig – sie müssen, vor allem online, ein Bild ihrer Marke (als Arbeitgeber) kultivieren, dass die Bedürfnisse junger Menschen anspricht. Dabei geht es um besondere Eigenschaften des Unternehmens, z.B. innovative Kraft und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten durch die Nutzung von KI am Arbeitsplatz. Außerdem sind Incentives (Belohnungen für Leistung, die einen Anreiz schaffen sollen) wichtig.

Eine noch größere Rolle spielt die Arbeitsplatzatmosphäre. Diese lässt sich in sozialen Medien besonders gut darstellen und sollte gleichermaßen entspannt, lustig und freundlich, aber dabei auch konzentriert, aktiv und innovativ sein. Hier ist viel Fingerspitzengefühl und Fachkompetenz gefragt, damit der Arbeitsplatz weder wie eine anspruchslose Spaßveranstaltung aber auch nicht wie ein Bootcamp wirkt.

Daher brauchen Betriebe entweder eigene Experten oder sollten auf externe Fachleute im Bereich Social Media zugriefen. Eine fachfremde Person im Bereich social Media einzusetzen schadet dem Unternehmen hingegen eher.

Die Sache mit der Einwanderung

Ein Teil der Lösung des Fachkräftemangels ist schon länger Zuwanderung – und muss es auch weiterhin sein. Schon heute gleichen ausländische und zugewanderte Fachkräfte den Mangel zumindest etwas aus. Doch auch hier stellt sich der Deutsche Arbeitsmarkt durch mangelnde Digitalisierung und Modernisierung selbst ein Bein.

Denn außerhalb von finanziellen Vorteilen (Lohnniveau, Versicherungen) ist Deutschland für ausländische Arbeitnehmer unattraktiv. Eine Rolle spielt dabei die monolinguale Struktur, alles in Deutschland ist ausschließlich auf die deutsche Sprache ausgerichtet. Da Englisch keine Amtssprache ist und in öffentlichen und rechtlichen Bereichen nicht genutzt wird, stellt Deutsch für viele potenzielle Fachkräfte eine Hürde dar, die sie nicht überwinden wollen.

Zudem wirkt sich die schlechte Digitalisierung auch hier aus. Wo zahlreiche Nationen auch außerhalb der EU, der G8 und der BRICS-Staaten schon digital arbeiten, muss man sich in Deutschland Papierbergen stellen, das Fax nutzen oder hat keinen Netzempfang für Business-Telefonate. All das schreckt ab, gerade junge und talentierte Fachkräfte, die als Digital Natives aufgewachsen sind.

Und auch hier schlägt die unsägliche „German Angst“ wieder zu. Vielen erscheinen ausländische Fachkräfte als fremd, zudem ein Risiko, sollten sie die deutsche Sprache oder Arbeitskultur nicht verstehen. Auch hier sind es diffuse und unbegründete Ängste, denen schon lange positive Erfahrungen gegenüber steht. Trotzdem, „neu ist gefährlich“ scheint weiter ein Grundprinzip deutschen Wirtschaftens zu sein.


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Ausblick: Lässt sich der Fachkräftemangel beenden?

Um dem Fachkräftemangel zumindest annähernd entgegentreten zu können, braucht es in deutschen Unternehmen mehr Mut zur Digitalisierung. Entscheidungsträger müssen alte Ängste hinter sich lassen und die Digitalisierung nicht mehr als eine Bedrohung für Arbeitsplätze sehen sondern als das, was sie ist: eine Unterstützung, um Fachkräfte zu gewinnen und sie wertschöpfend einsetzen zu können.

Auch klassische Betriebswirtschaft kann helfen: statt den diffusen Gefühlen der „German Angst“ zu folgen, kann mit BWL-Techniken eine realistische Einschätzung der Gefahren und Potenziale neuer Entwicklungen erfolgen. Schon jetzt hängt ganz Deutschland der Digitalisierung hinterher – es wäre Zeit, den ewigen Kreis der Veränderungs- und Risikoaversion zu durchbrechen und mit ein bisschen Mut an der Zukunft teilzunehmen.


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