Verschläft Deutschland die digitale Revolution?

Die Frage, ob Deutschland gerade die digitale Revolution verschläft, bietet immer wieder Stoff für angeregten Smalltalk. Aber was steckt eigentlich dahinter? Ein Beispiel: Vor wenigen Tagen ging in Südkorea flächendeckend das 5G-Mobilfunknetz an den Start. Ja genau, in Südkorea ist man bereits im ganzen Land mit 5G-Netz unterwegs. Und wie sieht es in Deutschland aus? Hier haben gerade erst die Versteigerungen der 5G-Lizenzen in Mainz begonnen. Von einer flächendeckenden 5G-Infrastruktur, deren Aufbau Jahre dauern wird, ganz zu schweigen. Da gewinnt man doch schnell den Eindruck, wir in good old Germany verpassen es auf den Zug in die Zukunft aufzuspringen, liegt die Relevanz des 5G-Standards doch nicht nur in schnelleren Videostreams, sondern in gerade in Zukunftstechnologien, wie Steuerung und Vernetzung von Robotern sowie Maschinen, in der Warenlogistik und dem autonomen Fahren. Kurzum das ganze Themenfeld Industrie 4.0.

Ob ganz Deutschland tatsächlich die digitale Revolution verschläft, kann jedoch bezweifelt werden. Viele mittelständische Unternehmen arbeiten mit Hochdruck daran, die Möglichkeiten der Digitalisierung für Ihr Geschäftsmodell zu heben und investieren entsprechend in ihre Produktion, den Vertrieb oder die Entwicklung. Diese Einschätzung teilen zumindest namhafte Consultingfirmen wie McKinsey, Ernst & Young oder Infront Consulting sowie der Branchenverband Bitkom. Aber warum fällt uns das nicht auf. Die großen Namen der Digitalisierung, wie Amazon, google, facebook und Co., entstanden allesamt im Übersee. Hierzulande gibt es tausende hochspezialisierte Unternehmen. Die sogenannten Hidden Champions, die in ihrer Nische oder gar Mini-Nische weltweit veritable Marktpositionen innehaben. Dort wird die digitale Revolution ebenfalls vorangetrieben, nur eben nicht für jedermann ersichtlich.

Dennoch sehen sich die innovativen Unternehmen mit einigen Hemmnissen konfrontiert. Und da kommen wir wieder zum 5G. Wenn hierzulande diese Infrastruktur noch nicht verfügbar ist, dann fällt es schwer Anwendungen dafür zu entwickeln. Dass darüber hinaus Fachkräfte in der IT-Entwicklung mehr als Mangelware sind, macht es auch nicht leichter. Und letztlich verlang die digitale Transformation auch Mut und Führung. Jobprofile und Anforderungen ändern sich. Ob alle Tätigkeiten in einem Unternehmen erhalten bleiben und die dahinterstehenden Menschen neue Wege mitgehen können und wollen, ist eine entscheidende Frage. Genauso, ob neues auch den notwendigen Freiraum zur Entfaltung erhält.